Mount Everest

Der Mount Everest (8848m), Mutter aller alpinen Begierden, wurde benannt nach dem englischen Landvermesser Sir George Everest, kennt mehrere Namen, die sich jedoch nie durchsetzen konnten. Wir wollen sie wenigstens einmal, die Einheimischen schon des Wohlklangs halber nennen:

  • Chomlungma – Göttin Mutter der Erde (Tibet)
  • Sagarmatha – Göttin des Himmels (Nepal)
  • Peak XV – laut Landvermessung von 1852 (England)

Es ist nicht die Höhe, die den Everest zum bekanntesten Berg der Welt macht. Es ist seine Geschichte. Jeder Schritt den man auf ihm tut hallt wider voll der Mythologie die ihn umgibt, voll der Triumphe und Niederlagen seiner Besteiger. Er ist der Inbegriff der alpinen Majestät und Unnahbarkeit, die jedem Bergsteiger schnell klar werden läßt, daß nicht er es ist, der den Berg „bezwingt“, sondern bei erfolgreicher Expedition zu den Privilegierten dieser Erde zählt. Daran ändern auch die vielen Touren und Besucher nichts, die den Weg bis zum Basecamp zu einer wahren Kloake werden ließen und mit der Rücksichtslosigkeit unserer Konsumgesellschaft die unberührte Natur mißhandeln.

Das Interesse am Everest begann unmittelbar nach dem 1. Weltkrieg. Die ersten Versuche scheiterten jedoch kläglich und endeten meist mit dem Tod der selbsterkorenen Bezwinger und leider auch der angeheuerten Träger, die mit schlechter Ausrüstung und viel zu viel Ladung von Lawinen in ihr Verderben gerissen wurden.

Der zur Zeit bekannteste Fehlschlag dürfte der des britischen Bergsteigers Mallory gewesen sein. Im Jahre 1924 machte sich Mallory zusammen mit dem starken, aber unerfahrenen Andrew Irvine auf, den Berg zu „bezwingen“. Wie man heute weiß, scheiterte er in 8100 m Höhe, wo man ihn 1999 schließlich fand. Ein hartgefrorener Leichnam und sein bekanntester Satz, nämlich auf den Everest steigen zu wollen, „weil er da ist“, ist alles was von ihm blieb.

Bis zur tatsächlichen Besteigung im Jahre 1953 durch den Briten Edmund Hillary und den nepalesischen Sirdar (Führer) Tenzing Norgay starben insgesamt 12 Menschen bei dem Versuch zum Gipfel vorzudringen. Die präzise geplante Expedition führte schließlich am 29. Mai zum Erfolg, als Tenzing und Hillary von ihrem Zelt in 8500 m Höhe aus, den letzten Anstieg in der Dunkelheit des frühen Morgens begannen.

Seither wurden zahlreiche Expeditionen unternommen, unter anderem die berühmten Touren des Reinhold Messners, der den Aufstieg ohne zusätzlichen Sauerstoff schaffte. Mittlerweile gehört auch diese Leistung zum Repertoire einiger andere Bergsteiger. Es sei aber noch einmal ausdrücklich darauf hingewiesen, daß der menschliche Körper nicht für diese Höhen gemacht ist und mancher Versuch, aus falschem Stolz oder Erfolgssucht auf den lebensnotwendigen Sauerstoff zu verzichten mit dem Leben oder schweren Schädigungen bezahlt werden mußte.

Eine kleine Nebenbemerkung zum Schluß. Edmund Hillary hat sich nach seinem Erfolg der Erstbesteigung dem Volk der Nepalesen gewidmet und in aller Welt Geldspenden zusammengetragen, um Schulen, Krankenhäuser und soziale Einrichtungen zu schaffen. So tragen viele öffentliche Gebäude ihm zu Ehren seinen Namen, was aber mit seinem Engagement und weniger mit der erbrachten Leistung zu tun hat.

Eine Reise zum Mount Everest gehört sicher zu den Zielen vieler Trekker. Leider muß man heute davon abraten, da die Route zu stark begangen, die Anzahl der Verrückten zu groß und die Verschmutzung der Landschaft unerträgliche Ausmaße angenommen hat. Wer ihn sehen möchte, kann dies auch von anderen Gipfeln aus tun. Dieser Gigant, der mit den beiden kleineren Brüdern Lothse (8510m) und Nuptse (7841m) über allem thront, verliert auch aus anderen Blickwinkeln nichts von seiner Faszination!